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Kolumne

 
05.12.2024

Wie viel Risiko steckt im neuen Börsenjahr 2025?

2024 haben Aktien ein wahres Feuerwerk hingelegt. Und was ist mit 2025? An Krisen mangelt es nicht. Könnte also das kommende Börsenjahr zum direkten Gegenteil von 2024 werden oder behalten die Chancen erneut die Oberhand?  

Überall Politik- und Wirtschaftsfrust

Gemäß Shakespeares Tragödie Hamlet könnte man sagen: „Es ist etwas faul im Staate Dänemark“, also in der Welt. Trump schwingt den Zollhammer besonders gewaltig gegen die BRICS+-Staaten, wenn sie es wagen sollten, Alternativen zur Weltleitwährung US-Dollar aufzubauen. Dem Weltwirtschaftswachstum würde dies sicherlich nicht helfen. Und auch das geopolitische Gefüge (u.a. Ukraine, Nahost) sorgt nicht für reine Börsenfreude.

Und Europa? Gegenüber einem durchregierenden Trump 2.0 ist es auf keiner Ebene gewappnet. Die Nr. 1 und Nr. 2 Europas, Frankreich und Deutschland, haben derzeit keine handlungsfähigen Regierungen. Und fundamental geben die europäischen Frühindikatoren ein fürchterliches Bild ab. In Deutschland macht sich wieder Angst um den Arbeitsplatz breit. Das alles ist der nicht der Stoff, aus dem die Aktienträume sind.

Sind Aktien 2025 noch das Maß aller Dinge?  

Stellt sich angesichts eines so wenig aufhellenden Hintergrunds die Frage, warum man noch in Aktien investieren sollte? Ist risikoärmeres Sparen auf dem Festgeldkonto nicht die bessere Anlagealternative?

Doch müssen auch die Gegenargumente beachtet werden. So wird die EZB die Zinsen 2025 aufgrund der schwierigen europäischen Wirtschaftslage noch weiter senken, was niedrigere Anlagezinsen bedeutet. Die Fed wird das mit weniger Schmackes tun. Dennoch bleibt die Zinssenkungsfantasie erhalten. Angesichts der Überschuldung sind ohnehin weder die EZB noch die Fed in der Lage, die reine Stabilitätslehre zu praktizieren. Zum besseren Schuldenmanagement wird hüben wie drüben daher der geldpolitische Finger auf zu stark steigende Zinsen bzw. Anleiherenditen gedrückt. Der Inflation wird insofern mehr Beinfreiheit gewährt. Überhaupt, wer der amtlichen Inflationsmessung - insbesondere in Amerika - vertraut, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann. Nach Preissteigerungen bleibt da für Anleger nicht mehr viel übrig. Vielfach zahlt man drauf.

Dagegen kommt nicht mehr konsequent bekämpfte Inflation den sachkapitalistischen Aktien zugute. Insgesamt haben Zinspapiere gegenüber Aktien schlechtere Karten. Sie sollten daher als Liquiditätsreserve dienen, aber bloß kein Klumpenrisiko darstellen. Auch wenn die Dividenden im nächsten Jahr teilweise abgespeckt werden, sind sie als laufende Einkommen eine prima Alternative.

Wie warm müssen wir uns 2025 konjunkturell und geopolitisch anziehen?

Ende 2025 werden wir zwar nicht auf ein Wirtschaftswunder-Jahr zurückblicken. Jedoch bezahlen Börsen Zukunft. Zunächst erhöht das international gelockerte Zinsumfeld den Spielraum für eine weltwirtschaftliche Erholung.

Vor allem aber werden die weltweit massiven staatlichen Ausgabenprogramme für Verteidigung, Infrastruktur und Reindustrialisierung dem Wirtschaftswachstum auf die Sprünge helfen. Tatsächlich wird in den USA ein wirtschaftliches Powerhouse aufgebaut. Das nötigt andere Länder, ähnliche Standortverbesserungen anzugehen.

In diesem Zusammenhang sollte die 100%-Zollandrohung Trumps gegen die BRICS+-Staaten nicht für bare Münze genommen werden. Sie sind noch weit von einer funktionierenden Parallel- geschweige denn Alternativwährung entfernt. Außerdem verkaufen sie wegen schwieriger binnenwirtschaftlicher Verhältnisse liebend gerne an den imperialistischen Klassenfeind. Die Hand, die gibt, darf man nicht zu kräftig beißen. Und Amerika bzw. Trump haben wiederum kein Interesse an galoppierender Inflation bzw. Kaufkraft- und damit Wohlstandsverlusten in Amerika.   

Leider erinnert sich Deutschland (noch) nicht an seine klassischen Wirtschaftstugenden. Wird nach der vorgezogenen Bundestagswahl eine neue Regierung endlich die Kraft finden, Markt- und nicht Murkswirtschaft zu betreiben? Wenn nicht, werden unsere Unternehmen weiter dort hingehen, wo die Wiesen grüner sind. Das wird vor allem Amerika sein, zumal man als dort ansässiges Unternehmen zollseitig in Ruhe gelassen wird.

Vom weltwirtschaftlichen Aufbruch werden unsere konjunkturzyklischen Aktien (Chemie, Elektro, Maschinenbau, Ausrüster) ohnehin profitieren. Ihr Industrie-Know-How ist immer noch Weltklasse und sie sind auch noch günstig bewertet. Das gilt insbesondere für die zweite Reihe von deutschen Aktien (MDAX, SDAX, TecDAX). Allerdings werden US-Mittelstandswerte im Russell 2000 vorerst die Nase vorn haben, da ihnen die gewaltige Reindustrialisierung Amerikas direkt zugutekommt.

Übrigens, wenn 2024 neben Tech- ebenso konjunktursensitive Werte lohnend sind, wird sich auch die Marktbreite vergrößern und damit die Aktienmärkte insgesamt stabilisieren.

An Eskalationen im arabischen Raum und im Nahen Osten haben die Großmächte kein Interesse. Der Ölpreis soll verhalten bleiben. Selbst im Ukraine-Krieg könnten sich Lösungen abzeichnen, die zu einem Einfrieren des Konflikts führen. Diese Risikoentspannungen kämen Aktien sicherlich zugute, während risikoarmes Zinssparen an Attraktivität verliert.

Aufgrund seiner geographischen Nähe profitierte zwar auch Europa. Doch leidet der alte Kontinent darunter, dass er sich geopolitisch noch nicht genügend Kampfgewicht angefressen hat.

Und wie könnte nun das Aktien-Jahr 2025 werden?

Schwarze Schwäne können auch im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen werden. Aber wir sollten nicht den Fehler machen - das zeigte 2024 - die weißen zu übersehen.

Anfang 2025 - nachdem die großen Kapitalsammelstellen bis Ende 2024 window dressing betrieben haben - ist zunächst mit einer Dürreperiode und Schwankungen an den Aktienbörsen zu rechnen. Man wird u.a. warten, wie die Trumponomics umgesetzt werden und was die Zinspolitik macht.

Da sich die o.g. positiven Themen im weiteren Jahresverlauf jedoch immer stärker offenbaren, sollte diese Zeitspanne für Zukäufe genutzt werden. 2025 wird aus heutiger Sicht wohl nicht der beste Aktien-Jahrgang werden, aber ein solider.

Und bei Börsenangst gibt es mit regelmäßigen Ansparplänen ein Gegenmittel zur Aufheiterung. Geht es nach unten, bekommt man mehr für sein Anlagegeld. Geht es nach oben, ist man vermögender.  

Wenn das mal keine gute Idee für ein Weihnachtsgeschenk ist, für den Nachwuchs und für einen selbst.

Möge sich auch eine neue Berliner Regierung diesem wichtigen Altersvorsorgethema endlich öffnen. Dann wäre für Anleger das ganze Jahr Weihnachten.